Die Hörnerauniederung im Detail

 

Das Gebiet

 

Die ca. 500 ha großen Niederungsflächen der Hörnerau sind Kernbestandteil eines mehrere tausend Hektar umfassenden zukünftigen Vorranggebiets für Naturschutz zwischen Itzehoe - Lägerdorf - Westerhorn und Hörnerkirchen in den Kreisen Pinneberg und Steinburg.

 

Die Hörnerauniederung gehört zu einem Tieflandauensystem, das von kleineren Bächen aus dem Geestrandbereich um Bokel, Brande-Hörnerkirchen und Westerhorn gespeist wird und in die Störniederung östlich von Itzehoe einfließt.

 

Die nacheiszeitlich entstandenen, moorigen und anmoorigen, heute weitgehend künstlich entwässerten Böden werden mit zunehmender Intensität vorwiegend als Mäh- und Weidegrünland genutzt.

 

Größere Moorkomplexe - parzellenweise ebenfalls als Grünland bewirtschaftet - befinden sich im Westen und Nordosten (Winselmoor, Breitenburger Moor, Hohenfelder Moor, Tütigmoor).

 

Der großflächige industrielle Torfabbau ist in allen Mooren seit längerem weitgehend eingestellt worden; im Breitenburger Moor zuletzt in 2010 . Kleinere Restflächen werden derzeit jedoch noch abgetorft. Nach wie vor findet im Winselmoor und Tütigmoor noch künstliche Entwässerung statt, weil innerhalb oder randlich liegende Flächen noch intensiv landwirtschaftlich genutzt werden.

 

Die Moore beherbergen Restvorkommen ehemals typischer Tier- und Pflanzenarten wie z.B. Waldschnepfe, Moorfrosch, Sonnentau, Glockenheide , Rosmarinheide, Weißes Schnabelried, Bärlapp oder Moosbeere .

 

Die weitläufigen Wiesenflächen sind heute noch Heimat für bedrohte Vogelarten wie Rohr- und Wiesenweihe, Weißstorch, Bekassine, Kiebitz, Brachvogel, Braun- und Schwarzkehlchen, Wiesenpieper, Wiesenschafstelze, Feldlerche, Rohrammer, Sumpfrohrsänger, Wachtel und Wachtelkönig.

 

 

Ziele des NABU

 

  • Erhalt und Wiederherstellung offener und halboffener, artenreicher Weidelandschaftenund Feuchtwiesen - Auenkomplexen mit vielgestaltigen aquatischen und amphibischen Lebensräumen, wie sie für natürliche Auenniederungen typisch sind. Dazu gehört vor allem die Wiederherstellung eines natürlichen Grund- und Regenwasserregimes, um eine erfolgreiche Regeneration der Auen- und Niedermoorkomplexe einleiten zu können.

 

  • Erhalt bzw. Wiederausbreitung gefährdeter Artengruppen.

 

  • Einige unserer Zielarten sind Fischotter, Kranich, Weißstorch, Moorfrosch, Sumpfdotterblume oder Fieberklee.

 

  • Vielfältige Weidenutzung mit verfügbaren domestizierten Pflanzenfressern wie z.B. Rindern, Pferden, Schafen oder Schweinen, wobei Robustrassen oder alte Haustierrasen bevorzugt werden. Unsere langfristige Perspektive ist es, auch den ehemals hier lebenden großen Weidetieren wie Auerochse (heute als Heckrind nachgezüchtet), Wisent, Rot- und Damhirsch und Elch wieder eine Heimat zu geben. Eine naturschonende und extensiv ausgerichtete Mähnutzung soll möglichst die Ausnahme bleiben.

 

  • Einleiten von Maßnahmen, die über den Bau von Beobachtungsständen und einen behutsam geplanten Wegesystem eine gelenkte und schonende Nutzung durch die Bevölkerung für Zwecke der Naherholung und Fortbildung ermöglichen.

 

 

Wie können wir unsere Ziele erreichen?

 

Voraussetzung für einen nachhaltigen Erfolg bei Naturschutzmaßnahmen ist die langfristige Verfügbarkeit von Flächen, am besten durch Ankauf.

 

Seit 1984 hat sich der NABU in diesem Sinne in der Hörnerauniederung engagiert und bisher über 100 ha Flächen erwerben können. Auch die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hat sich in unserem Projektraum engagiert und weitere Flächenanteile angekauft.

 

Interessant ist die Hörnerauniederung zudem als Raum für Ausgleichsflächen: so hat die Hansestadt Hamburg für die Erweiterung des DASA-Geländes in HH-Finkenwerder landwirtschaftliche Betriebe erworben und die Flächen anschließend zusammen mit der Stiftung Naturschutz einer naturnahen Nutzung zugeführt.

 

Finanzielle Unterstützung für den Flächenankauf hat der NABU in der Vergangenheit vor allem durch Mittel des Kreises Pinneberg erhalten, auch vom Kreis Steinburg sind Gelder geflossen. Weiterhin fördert die Stiftung Naturschutz den Flächenerwerb des NABU mit erheblichen Zuschüssen.

 

Als beispielhaft gilt zudem das Engagement einiger Wirtschaftsunternehmen. Hier ist in erster Linie die Flensburger Brauerei zu nennen, die fast zehn Jahre lang vor allem für den Schutz des Weißstorches erhebliche Unterstützung gegeben hat. Der Weißstorch ist heute noch mit 8-10 Paaren im weiteren Umfeld der Hörnerau zu Hause.

 

Weitere Institutionen aber auch viele Privatpersonen haben sich zudem mit Spenden beteiligt, ohne deren Engagement eine erfolgreiche Naturschutzarbeit im Gebiet nicht denkbar gewesen wäre.

 

Der Eigenbesitz von Flächen versetzt den NABU in die Lage, Maßnahmen zur Regeneration der Moore und Tieflandauen einzuleiten. Dies geschieht auf der Grundlage anerkannter, wissenschaftlicher Fachkenntnisse, wobei auch vergleichbare Projekte als Vorbild dienen.

 

Neben der schonenden und naturverträglichen Bewirtschaftung des Grünlandes steht die Wiederherstellung und Neuanlage typischer Auengewässer wie Tümpel, Weiher oder Blänken im Vordergrund. Stellenweise ist mit dem Rückbau begradigter Bachläufe begonnen worden. Anstaumaßnahmen in den Mooren dienen der Rückhaltung von Regenwasser und sorgen für eine allmähliche Wiederbelebung dieses selten gewordenen Landschaftstyps.

 

Unser Wunsch ist es, mittel- bis langfristig ein Infozentrum vor Ort einzurichten, von dem aus das Management der wachsenden Naturschutzflächen gesteuert, Prozessentwicklung und Artenschutzmaßnahmen begleitet, Naherholungseinrichtungen betreut und möglicherweise sogar eine Form der regionalen Produktvermarktung organisiert wird.

 

 

Gibt es jetzt schon Erfolge?

 

Als Folge des Einstiegs in das Hörnerauprojekt im Jahre 1984 ist es dem NABU Elmshorn gelungen, diesem Projekt nach und nach einen immer größeren Bekanntheitsgrad vielfache Unterstützung und zunehmende regionale und überregionale Anerkennung zu verschaffen.

 

Im Gebiet selbst verringert sich durch den Entfall der intensiven landwirtschaftlichen Bearbeitung auf einem ständig wachsenden Flächenanteil der Eintrag von Schadstoffen wie Kunstdünger oder Pestiziden. Die Qualität von Grund- und Oberflächenwasser, Boden und Luft wird dadurch nachhaltig verbessert.

 

Die extensive Bewirtschaftung des Grünlandes (maßvoller Weideauftrieb, späte Mahd) schont und stärkt vor allem die dort lebenden Wiesenvogelbestände . Das führt auch dazu, dass in der Hörnerauniederung noch die größten Populationen von Feldlerche ,Wiesenpieper und Braunkehlchen im Kreis Pinneberg und weit darüber hinaus vorkommen. Der weitgehend ungestörte Ablauf von Feldmauszyklen stellt Beutegreifern wie Rohr- und Wiesenweihe, Turmfalke, Mäusebussard, Weißstorch und Graureiher zudem ausreichend Nahrungsgrundlagen zur Verfügung. Im Winter sind regelmäßig Rauhfußbussard, Kornweihe, Sumpfohreule oder Grauwürger zu beobachten.

 

Durch die Wiederherstellung von Auengewässern und Blänken sind geeignete Nahrungs-, Rast- und Ruheräume besonders für Limikolen und Enten, Reihern und Störchen entstanden. Als neue Brutvogelarten haben sich Reiher-, Krick- und Knäkente eingefunden. In 2002 rief eine Tüpfelralle in den neuen Blänken. Sumpfrohrsänger, Braunkehlchen und Rohrammer bilden mittlerweile stabile Bestände. Der Eisvogel ist regelmäßig am Breitenburger Kanal zu sehen. Die harten Winter 2009/10 bis 2011/12 haben ihm allerdings stark zugesetzt.

 

Als besondere Erfolge im Artenschutz sehen wir die Wiederansiedlung von Großvogelarten wie Uhu, Kranich und Seeadler. Der Uhu hat sein Vorkommen von der nahe gelegenen Lägerdorfer Kreidegrube auf die Moor- und Niederungsbereiche ausgedehnt. Der Kranich kommt im Gebiet mit bereits fünf Paaren vor. Vom Seeadler gibt es erstmals aus 2001 Daten von einem unausgefärbten Jungvogel . Danach wurden nahezu alljährlich Beobachtungen von Adlern gemacht. In 2011 hat dann ein Paar im Randbereich der Moore einen Horst errichtet. Die Brut war leider nicht erfolgreich. In 2012 kam es dann zur ersten erfolgreichen Brut mit einem flüggen Jungvogel.

 

Interessant zudem die bisher zweimalige Beobachtung eines Schreiadlers jeweils im Juni der Jahre 2007 und 2011.Diese Art brütet nur noch mit etwa 100 Paaren im Osten Deutschlands und gehört daher zu den meist bedrohten Greifvogelarten unseres Landes.

 

Daneben finden Gras-, Wasser- und Moorfrosch ausreichend neue Laichplätze, zahlreiche Insektenarten (bes. Libellen) sind im Sommer zu beobachten und seltene Wasserpflanzen (u.a. Krebsschere, Seekanne, Igelkolben) haben sich angesiedelt. In 2009 sind erstmals sogar die typischen Fraßspuren des Bibers im Gebiet entdeckt worden. Die Herkunft dieses Tieres ist unbekannt, doch es bleibt zu hoffen, dass sich die Ansiedlung als dauerhaft erweist.

 

 

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